Finger auf Lippen zum Schweigen

Selektiver Mutismus


Was ist selektiver Mutismus?

Selektiver Mutismus ist eine Form der sozialen Angststörung welche in der Regel in der Kindheit beginnt. Sie kann, wenn sie unbehandelt bleibt, bis ins Erwachsenenalter andauern. Das Störungsbild umfasst die anhaltende Unfähigkeit, in bestimmten Kontexten bzw. mit bestimmten Personen frei sprechen zu können. Ein Gespräch mit engen Vertrauten, wie z.B. Familienangehörige oder Freunde, stellt meist kein Problem dar. Da es Betroffenen meistens in Situationen, in denen sie sich bewertet fühlen, schwer fällt zu sprechen, wird diskutiert, ob es sich dabei um eine Form der Sozialphobie handelt. Typische Angstgedanken hierbei sind “Ich könnte einen Fehler machen”, “Ich könnte etwas Falsches/Dummes sagen” oder auch “Ich könnte stottern”. Allen Angstgedanken gemeinsam ist vor allem die Angst davor, sich möglicherweise zu blamieren.

Wie entsteht selektiver Mutismus?

Mädchen sitzt allein auf einem Stuhl

Die Ursachen können vielfältig sein und sind meist eine Kombination aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Traumatische Erlebnisse oder übermäßiger Stress können zur Entstehung beitragen.

Oft haben Betroffene Angst, dass sie sich blamieren oder beim Sprechen eine Art “Blackout” erleben. Das Gefühl der Scham spielt dabei eine zentrale Rolle und kann aus der Angst vor sozialer Ablehnung, dem Druck, gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht zu werden, sowie aus inneren Selbstwertproblemen entstehen.

Wie äußert sich selektiver Mutismus?

Das Hauptsymptom des selektiven Mutismus ist das konstante Schweigen in bestimmten sozialen Situationen. Kinder mit selektivem Mutismus können in der Schule nicht antworten, selbst wenn sie die Antwort wissen. Sie können sich ängstlich, nervös oder unwohl fühlen, wenn sie versuchen zu sprechen, und daher wird oft vermieden, in solchen Situationen aufzufallen. In vertrauten Umgebungen können sie jedoch völlig normal sprechen.

Mit der Zeit lernt die Person, die Situationen, die diese beunruhigende Reaktion auslösen, vorherzusehen und alles zu tun, um diese zu vermeiden. Der Leidensdruck der Betroffenen ist oft beträchtlich, da diese Störung mit erheblichen emotionalen und sozialen Herausforderungen einhergeht. Menschen mit selektivem Mutismus neigen dazu, sich in sozialen Situationen zurückzuziehen. Dies kann zu sozialer Isolation führen, da sie Schwierigkeiten haben, Beziehungen aufzubauen und Freundschaften zu schließen. Oft ist auch die Angst vor Bewertung oder Ablehnung durch andere Menschen hoch.

Der Leidensdruck ist oft auch auf die verpassten Chancen zurückzuführen, die mit der Unfähigkeit, in bestimmten Situationen zu sprechen, einhergehen. Dies könnten Chancen zur persönlichen und beruflichen Entwicklung sein, die aufgrund der Störung ungenutzt bleiben.

Wie lässt sich selektiver Mutismus bekämpfen?

Die Behandlung des selektiven Mutismus erfordert oft eine umfassende Herangehensweise. Im Zuge einer kognitiven Verhaltenstherapie werden gezielte Übungen und Aktivitäten eingesetzt, um soziale Fertigkeiten zu verbessern. Diese können helfen, das Selbstbewusstsein zu steigern und die Angst vor sozialen Situationen zu verringern. Auch das Einbinden von Eltern und Familienmitgliedern in den Therapieprozess ist wichtig. Durch schrittweise Exposition gegenüber angstauslösenden Situationen kann die Person lernen, mit ihrer Angst umzugehen und allmählich ihre Komfortzone zu erweitern. Relevant ist auch die kognitive Umstrukturierung, mithilfe dieser können negative, angstbesetzte Gedanken in hilfreiche Gedanken umformuliert werden.

Wie sieht eine Behandlung bei Phobius aus?

Phobius hat sich unter anderem auf die Behandlung von Selektiver Mutismus spezialisiert. Durch Aufklärung über die psychischen und körperlichen Vorgänge sowie anhand innovativer Techniken erreichen wir, dass Sie wieder angstfrei durch Ihren Alltag gehen. Teile unserer Behandlung machen sich die bewährte Technik der Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz zunutze – mithilfe einer virtuellen Welt. Der große Vorteil: Sie sind zu hundert Prozent auf sicherem Boden und in guten Händen unserer Psychologen, die Sie Schritt für Schritt aus den kreisenden Gedanken und Ängsten herausbegleiten.

Im Laufe der Behandlung erfahren Sie, was genau Angst ist, wie sie entsteht und warum sie zu einem ständigen Begleiter wurde. Zudem lernen Sie effektive Strategien der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) kennen, mit denen Ihre Angst bald der Vergangenheit angehört. Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine speziell für Ängste geeignete Therapie und erfordert Ihre aktive Mitarbeit. Am effektivsten wirkt sie, wenn sie auf Ihre individuelle Selektiver Mutismus zugeschnitten ist und wenn Sie die gelernten Methoden regelmäßig üben. Diese umfassen körperliche Beruhigungstechniken, geistige Strategien und Verhaltensübungen und helfen Ihnen, erfolgreich gegen Ihre Selektiver Mutismus vorzugehen.

Therapiestart Kennenlernen, Exploration
Angst verstehen (1. Teil) Wissensaufbau, Angstmodell erstellen
Angst kontrollieren (2. Teil) Erlernen der Techniken zur Angstbewältigung, Entspannungsübungen
Angst bewältigen (3. Teil) (Virtuelle) Exposition, Strategien erproben, reale Konfrontation
Therapieabschluss Abschlussgespräch und Erfolgsplanung für die Zukunft
Eine Selektiver Mutismus verschwindet nicht von alleine - im Gegenteil, sie kann im Laufe der Zeit schlimmer werden und vielfältige Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Trotzdem lassen sich die meisten Betroffenen nicht behandeln, obwohl dies innerhalb weniger Sitzungen erfolgreich möglich wäre.