Mehrere Urinale in öffentlicher Toilette

Schüchterne Blase (Paruresis)


Gehen Sie ungern auf öffentliche Toiletten?

Wenn es trotz starkem Harndrang schwer fällt zu urinieren während andere Menschen anwesend sind, könnte sich dahinter eine Paruresis verbergen. Umgangssprachlich wird die Angststörung auch "Schüchterne Blase" genannt. Sie lässt sich entweder als Form der Sozialphobie oder als spezifische (isolierte) Phobie klassifizieren. Entgegen dem Vorurteil leiden ebenso viele Frauen wie Männer unter der Angst. Schätzungsweise 5% aller Menschen sind davon betroffen. Da es sich bei Paruresis um ein Tabuthema handelt und Probleme beim Toilettengang häufig verheimlicht werden, liegt die Dunkelziffer aber vermutlich deutlich höher.

Was ist eine schüchterne Blase?

Verzweifelter Mann im Hemd

Die Angst in der Öffentlichkeit zu urinieren entsteht meist schon im Jugendalter. Ursache sind oftmals negativen Erlebnisse, wie Mobbingerfahrungen. Auch traumatische Ereignisse können als Auslöser dienen. Betroffene fürchten sich in Folge, unter Beobachtungen nicht mehr urinieren zu können und spüren einen enormen sozialen Druck, welcher oftmals mit Scham verbunden ist.

Paruresis besitzt sowohl eine psychische, wie auch eine physiologische Komponente. Typischerweise wird der Toilettengang von starken Angstgedanken begleitet. Versagensängste spielen dabei eine ausschlaggebende Rolle und der eigene Selbstwert wird in Frage gestellt. Da unter Angst und Stress der Schließmuskel der Blase verkrampft, ist ein Wasserlassen tatsächlich verunmöglicht, wodurch ein Teufelskreis entsteht.

Welche Folgen hat Paruresis?

Aus medizinischer Sicht ist Paruresis zwar unbedenklich, jedoch kann das Zurückhalten des Urins erhebliche Schmerzen verursachen. Da es sich bei der Blase um einen muskulären Hohlkörper handelt, entsteht über die Zeit ein Gewöhnungseffekt und es lässt sich eine größere Flüssigkeitsmenge aufnehmen, wodurch ernsthafte Verletzungen unwahrscheinlich sind. Wenn Betroffene aufgrund ihrer Angst jedoch beginnen weniger Wasser zu trinken, kann dies zu Nieren- bzw. Harnwegserkrankungen führen.

Außerdem kommt es bei Paruresis häufig zu einem Rückzug aus dem öffentlichen Leben. Konzerte, Restaurantbesuche und Urlaubsreisen stellen plötzlich unüberwindbare Hindernisse dar. Lebensqualität geht verloren. Je nach Schweregrad führt eine schüchterne Blase so zu teils massivem Vermeidungsverhalten. Im schlimmsten Fall wird die eigene Wohnung kaum mehr verlassen.

Was hilft gegen die Angst nicht pinkeln zu können?

Vielleicht haben Sie schon versucht, sich selbst zu helfen. Dann haben Sie vermutlich auch gemerkt: Einfach über den eigenen Schatten zu springen oder sich in eine möglichst unangenehme Situation zu bringen, macht es selten besser. Mit den richtigen Methoden und unter professioneller Anleitung werden Sie Ihre Phobie jedoch schneller los, als Sie denken. Die Forschung hat wiederholt bestätigt: Die größte Hilfe in dieser Situation bietet die Kognitive Verhaltenstherapie.

Da sich Gedanken und Verhalten in einer ungesunden Art und Weise zusammengetan haben, muss auch auf beiden Ebenen gearbeitet werden, um die Angst vor dem öffentlichen Urinieren zu besiegen. Bei einer schüchternen Blase helfen vor allem Entspannungstechniken in Verbindung mit dem Umstrukturieren begleitender Angstgedanken.

Wie sieht eine Behandlung bei Phobius aus?

Phobius hat sich unter anderem auf die Behandlung von Paruresis spezialisiert. Durch Aufklärung über die psychischen und körperlichen Vorgänge sowie anhand innovativer Techniken erreichen wir, dass Sie wieder angstfrei durch Ihren Alltag gehen. Teile unserer Behandlung machen sich die bewährte Technik der Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz zunutze – mithilfe einer virtuellen Welt. Der große Vorteil: Sie sind zu hundert Prozent auf sicherem Boden und in guten Händen unserer Psychologen, die Sie Schritt für Schritt aus den kreisenden Gedanken und Ängsten herausbegleiten.

Im Laufe der Behandlung erfahren Sie, was genau Angst ist, wie sie entsteht und warum sie zu einem ständigen Begleiter wurde. Zudem lernen Sie effektive Strategien der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) kennen, mit denen Ihre Angst bald der Vergangenheit angehört. Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine speziell für Ängste geeignete Therapie und erfordert Ihre aktive Mitarbeit. Am effektivsten wirkt sie, wenn sie auf Ihre individuelle Paruresis zugeschnitten ist und wenn Sie die gelernten Methoden regelmäßig üben. Diese umfassen körperliche Beruhigungstechniken, geistige Strategien und Verhaltensübungen und helfen Ihnen, erfolgreich gegen Ihre Paruresis vorzugehen.

Erste Einheit Kennenlernen, Exploration
2. bis 3. Einheit Wissensaufbau, Angstmodell erstellen
4. bis 5. Einheit Erlernen der Techniken zur Angstbewältigung, Entspannungsübungen
Ab der 6. Einheit (Virtuelle) Exposition, Strategien erproben
Letzte Einheit Abschlussgespräch und Erfolgsplanung für die Zukunft
Eine Paruresis verschwindet nicht von alleine - im Gegenteil, sie kann im Laufe der Zeit schlimmer werden und vielfältige Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Trotzdem lassen sich die meisten Betroffenen nicht behandeln, obwohl dies innerhalb weniger Sitzungen erfolgreich möglich wäre.